Sola Gratia

Sola Gratia, Allein durch die Gnade unseres Herrn.

Was bedeutet dieses Wort eigentlich, das oft gebraucht wird und doch meist so wenig tiefgreifend verstanden wird?

Unter Gnade – in ihrer ursprünglichen Bedeutung – versteht man das Sehen eines Anderen, der sich in einer hilflosen, ausweglosen Lage befindet und das aktive Eingreifen meinerseits, sodass der andere aus diesem Zustand herauskommen kann. Ich tue etwas (ohne jegliche Entschädigung dafür zu verlangen) für jemand anderen, sodass diesem anderen geholfen ist, jedoch unter der Voraussetzung, dass diese Person sich überhaupt nicht selbst helfen könnte.

Kurz gesagt: Ich war tot in meiner Sünde, in der Dunkelheit des System des Bösen (auch „Welt“ genannt) und konnte – wie jeder Tote – mich weder regen noch reagieren, noch irgendetwas tun, um zum Leben zu kommen. Gott, in Seinem Erbarmen, sah mich, war mir gnädig, indem Er mich zum geistlichen Leben erweckte. Er schenkte mir geistliches Leben. DAS bedeutet Gnade. (Siehe Epheser 2, 1 – 5)

Die ersten beiden Kapitel des Epheserbriefs stellen praktisch dar, was uns durch Gottes Gnade gegeben wurde und wer wir aufgrund dessen sind. Hier nur ein paar Beispiele – man muss eigentlich beide Kapitel im Zusammenhang lesen… sooo wertvoll.

Ich wurde auserwählt, zur Adoption vorherbestimmt, als Erbin durch Jesus, zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade (Epheser 1, 4 – 6).

Ich habe Erlösung bekommen, die Vergebung meiner Sünden, nach dem Reichtum Seiner Gnade (Epheser 1, 7).

Ich setze meine Hoffnung auf Christus (befähigt durch Seine Gnade, Seinen Geist, der mir gegeben wurde), sodass ich zum Preis Seiner Herrlichkeit bin (Epheser 1, 11 – 12).

Er lässt mich in den himmlischen Örtern mitsitzen in Christus, um den überragenden Reichtum Seiner Gnade in Güte an mir zu erweisen – in Christus (Epheser 2, 6 – 7).

Zusammengefasst kann ich sagen, dass alles, was ich an geistlichem Segen bekomme, ein wunderbares Geschenk ist, von einem liebevollen Vater – aus Gnade. Angefangen beim geistlichen Leben grundsätzlich, gefolgt von der Befähigung durch Seinen Geist, in Christus in Freiheit zu leben und vollendend in der vollkommenen Verherrlichung von mir, wenn ich bei Ihm sein werde (und alles zwischendrin).

Ich bin, was ich bin, nur alleine durch die überreiche Gnade meines Jesus. Genau davon schreibt Paulus, inspiriert durch den Heiligen Geist, im 1. Korinther (15,10): „Aber durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin und Seine Gnade mir gegenüber ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.“

Auf der einen Seite schreibt Paulus von Gnade, durch welche er ist, was er ist – gleichzeitig schreibt er davon, dass er so sehr gearbeitet hätte. Ich denke wieder relativ schnell an den Widerspruch, entweder „alleine durch Gnade“ oder „aus eigenen Werken“. Hieraus ergibt sich dann meine Einstellung, ob ich mir bewusst bin, dass ich alleine durch Gnade gerettet, gerechtfertigt und geheiligt bin oder ob ich mir das trotzdem aneignen musste, dafür gekämpft habe und durch das, was ich tue oder lasse, geheiligt werde.

Im richtigen Zusammenhang gesehen, ist das gar kein Paradox, denn wie genau beschreibt Paulus dieses Erarbeiten? Zuerst schreibt er davon, dass die Gnade Gottes bei ihm nicht vergeblich war, sondern praktisch darin resultierte, dass er fürs Evangelium kämpfte. Zweitens beschreibt er, dass er selbst es nicht ist, der arbeitet – jedoch die Gnade Gottes in ihm, denn sie ist mit ihm…

Ich bin, was ich bin, ausschließlich durch die herrliche Gnade meines Herrn – Er macht mich ihm wohlgefällig… Es ist Sein Werk in mir, ich habe das nicht verdient. Der Heilige Geist wirkt in mir, kämpft für mich… deshalb bin ich es nicht selbst, jedoch die reiche Gnade meines Vaters – denn hierdurch bekam ich den Heiligen Geist, wurde adoptiert und gehöre nun zur Familie Gottes.

Alleine durch die Gnade gerettet, geheiligt und damit in den gerechten Stand von Jesus versetzt, bedeutet für mich, dass ich vollständig vom Eingreifen Gottes in meinem Leben abhängig war und bin. Ich lebe alleine durch Seine Gnade – Jesus ist mein Leben, weil Er mir durch die mir-geschenkte Gnade herrlicher wurde als alles andere.

Dadurch, dass Gott mir gnädig war und das immer kontinuierlich ist, bin ich befähigt, durch Seinen Geist ein kämpferisches Leben zu führen – für Jesus, für das Evangelium, für Seine Braut, die Gemeinde.

Auch in diesem Zusammenhang mit dem Vers aus 1. Korinther 10,15 wiederholt Paulus unseren Auftrag, an dem festzuhalten, was von Anfang an gelehrt wurde – an der Gnade festzuhalten, durch welche wir gerettet wurden. Ich habe das Evangelium bereits durch die Lehre, ich stehe schon auf diesem Grund der Lehre, und wurde durch Sein Wort gerettet – ich soll lediglich daran festhalten, was mir gegeben wurde und das bewahren, an was ich glaube… das ist tatsächlich alles – von meiner Seite (1.Korinther 15, 2 / siehe 1. Johannes 2, 24 + 27 – 28).

Aus der Gnade heraus, aus dem Glauben an Jesus, den vollkommen Gerechten und an Seine Barmherzigkeit mir gegenüber, resultiert alles andere. Hieraus entstehen meine Überzeugungen, meine Lebensweise, das, was mir wichtig ist und worauf ich wert lege… denn Er ist mein Fokus (und oft sollte Er mehr mein Fokus sein).

Ich möchte nie vom Staunen wegkommen – erstaunt sein, über Jesus. Aber auch wenn das mal so ist, dann bitte ich Ihn, mir wieder diese Freude an Ihm selbst zu geben – und Er ist so liebevoll und barmherzig, dass Er mich dahin zurückbringt, wieder und wieder aufs Neue. Alles nur durch Seine Gnade.

Nicht umsonst haben die ersten Kirchenväter auf „Sola Gratia“ wert gelegt. Denn allein durch Seine Gnade, nicht durch mein Verdienst, kann ich sein und bin SEIN.

Sei ganz lieb gegrüßt,

Carolin

P.S.: Mich hat das Ganze einfach schon seit ein paar Wochen bewegt + deshalb wollte ich das unbedingt mit euch teilen…

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