Geistlich wiedergeboren

Wiedergeburt bedeutet „von Neuem geboren“ – ein Begriff, eine Umschreibung, die in unserem Sprachgebrauch eigentlich nie vorkommt.

Dennoch gebraucht Jesus genau diese Begrifflichkeit, um einen entscheidenden Unterschied zu setzen und ein geistliches Prinzip zu erklären.

Jesus gebraucht das, als er mit Nikodemus redet und diesen Abschnitt in der Bibel habe ich nie so richtig verstanden und gleichzeitig im falschen Kontext gemeint verstehen zu müssen.

In Johannes 3 lese ich die Unterhaltung, die zwischen einem im Gesetz belehrten Mann (Nikodemus) und Jesus, der zu dieser Zeit als „Wunderheiler“ und „Prophet“ bestaunt wurde, stattfindet. Die Menschen erkannten dabei aber meist nicht, dass Jesus nicht einfach ein Wundervollbringer, Heiler, Prophet und absolut perfekt-moralischer Mensch war, sondern tatsächlich Gottes Sohn ist und damit Erbe der göttlichen Natur. So verstand auch Nikodemus Jesus zuerst „nur“ als Prophet, das lässt sich aus dem Gespräch schließen, denn die Art, wie Nikodemus spricht und wie er Jesus anspricht, ist mit alttestamentlichen Satzungen und Traditionen mehr als verknüpft. Kein Wunder, denn Nikodemus war ein Gelehrter im Gesetz – nicht im neutestamentlichen Bund.

Genau in diesen Kontext hinein, als Nikodemus mit all seiner religiösen Tradition und seinem „alten“, „weisen“ Glauben Jesus konfrontiert, antwortet Jesus darauf praktisch mit „Du musst von Neuem geboren werden“ (vergleiche Johannes 3, 3).

Die Antwort von Nikodemus verstehen tatsächlich viele nur oberflächlich. Was bei einer oberflächlichen Betrachtung unter den Tisch fällt ist, dass es eine geistliche Dimension zu diesem Gespräch gibt. Nikodemus, gerade weil er gelehrt war und damit für damalige Verhältnisse wirklich zu den intelligentesten Menschen zählte, stellt mit seinem Erstaunen über Jesu Aussage keine simpel zu verstehende Frage… Er fragt Jesus „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und geboren werden?“ (Vers 4).

Natürlich mag man zuerst denken und daraus schließen, dass Nikodemus die natürliche Geburt des Menschen meint, denn das sagt er schließlich. Doch geistlich betrachtet stellt Nikodemus eines fest. Ein Mensch, der so lange schon in der Religion ist, diesen Glauben schon sein Leben lang verfolgt und das Gesetz besser „kennt“ als alle anderen, kann nicht einfach wieder an den Anfang von dies allem gestellt werden – das ist unmöglich. Denn ein Mensch, dessen Denken so sehr von Religion geprägt ist, wird niemals einfach von heute auf morgen ein anderes Denken (den Geist Gottes) annehmen und seinen Glauben über Bord werfen (im guten Sinne gemeint). Das gleiche Prinzip gilt für alle, denn auch Menschen, die im nicht-religiösen System sind, atheistische Lebens-maßstäbe haben und auch so in dieser Art von Gesetzmäßigkeit leben, sind geistlich tot, solange sie nicht von Gottes Geist zum geistlichen Leben erweckt wurden.

Dieser Mensch, Nikodemus in diesem Abschnitt, ich in meiner Geschichte, muss von Neuem geboren werden, durch den Heiligen Geist und das kann alleine durch die Gnade meines Gottes geschehen. Eine natürliche Geburt, welche als Schattenbild für die geistliche Geburt verwendet wird, geschieht nie, weil sich das Kind dafür entschieden hätte geboren zu werden, so komisch das auch klingen mag – es ist für uns selbstverständlich, denn wie könnte sich ein Kind für die Geburt entscheiden, wenn es keinen Sinn dafür hat, keinen Verstand besitzt und sich der Tragweite einer Solchen nicht bewusst sein kann? Eine Geburt im geistlichen Sinne geschieht genauso wenig durch das Wollen und die Überlegung, die Entscheidung des Menschen, der geistlich geboren wird.

Eine geistliche Wiedergeburt zieht immer nach sich, dass wir zum geistlichen Leben erwachen, wir bekommen geistliche Antennen für geistliche Wahrheiten, die uns in Seinem Wort offenbart werden – und ich kann bestätigen, dass das nicht im entferntesten etwas mystisches an sich hat. Es ist normal, mehr rational und mit einem wachsenden Verstand verbunden als ein „sofort-etwas-wissen“. Durch den Heiligen Geist, der uns in die Wahrheit führt, wie Jesus uns das versprach (siehe Johannes 16,13), werden wir geistlich dafür sensibel gemacht, sodass wir es verstehen und wenigstens teilweise begreifen können, was Gott uns in Jesus schenkt. Natürlich werde ich niemals die vollkommene Tiefe Seines Wortes ergründen, doch soweit es offenbart ist, sehe ich es als Pflicht, Sein Wort zu studieren, das zu erfahren und durch Seinen Heiligen Geist in mir das offenbart und erklärt zu bekommen, was Jesus mich wissen lassen möchte. Das, woran ich mich freue, wieder und wieder, sind alles geistliche Prinzipien, die erst dann verstanden und begriffen werden können, wenn man geistlich lebendig gemacht wurde.

Kurz gesagt: Ich war tot in meiner Sünde, in der Dunkelheit des System des Bösen (auch „Welt“ in der Bibel genannt) und konnte – wie jeder Tote – mich weder regen noch reagieren, noch irgendetwas tun, um zum Leben zu kommen.

Doch Gott in Seiner Gnade erweckte mich aus diesem geistlichen Tod zum Leben in Christus (nach Epheser 2, 5-6).

Was ich dazu tun konnte um geistlich lebendig gemacht zu werden? Nichts. Stillsitzen und Gott lediglich um Erbarmen bitten für mich, die ich unfähig bin in meiner Sünde mich selbst zu retten. Die Erkenntnis der eigenen Sündhaftigkeit, das Anerkennen Seiner Heiligkeit und meiner Unfähigkeit irgendetwas zu tun, wird mich dahin bringen, Jesus um Gnade zu bitten – alleine diese Bitte ist schon vom Heiligen Geist gewirkt. Wer ihn bittet, dem wird Er geben – denn Er hat es versprochen… (siehe Johannes 6,37 / Lukas 11,13 / Matthäus 7,7)

Ich bekam nach und nach ein geistliches Bewusstsein und bemerkte immer mehr, dass ich überhaupt geistlich am Leben bin… das alles in ein Prozess und geschieht nicht in einem einzigen Augenblick. Wie gut, dass ich weiß, dass mein Herr gnädig und von Herzen barmherzig ist, dass Er mich dahin führt, um mich dann hindurch zu führen… denn alleine schaffe ich es nicht.

Von Herzen,

deine Carolin

…einfach ein paar Gedanken zu diesem Thema, das an vielen Stellen an „Sola Gratia“ anknüpft. Vielen Dank fürs Lesen – ich freue mich auf deinen Kommentar!

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